Reisetagebuch #6/2025 Unsere letzte Etappe in Marokko

Reisetage 60 – 76 (17.03.25 – 02.04.25)

Wir fahren nach Tata

Nachdem wir die Zeit in Hassilabied und rund um den Erg Chebbi sehr genossen haben, zieht es uns wieder Richtung Meer. Aber vorher wollen wir uns die Wüstenstadt Tata anschauen. Wir verlassen Hassilabied und finden gleich hinter der Ortschaft eine Dromedarherde mitten auf der Straße. Sie bewegen sich nur langsam vorwärts, weil ihre Vorderbeine aneinader gebunden sind. Wir halten an und nutzen gleich die Gelegenheit ein paar Fotos von den Tieren zu knipsen.

Dromedare am Straßenrand

Es geht weiter und wir sind total beeindruckt von den wunderschönen Landschaften, durch die wir fahren. Endlose Weiten und im Hintergrund grandiose Berge zieren unseren Weg. Leider sind die Straßen, durch den schlimmen Regen im Herbst 2024, teilweise kaputt gegangen. Immer wieder müssen wir auf Behelfswege nebenan fahren, weil es die Originalstraßen nicht mehr gibt.

Ortseingang Tata
Weggespülte Straße im Hintergrund

In Tata suchen wir uns den Campingplatz „Palmier“ aus, der sich am Rand der Ortschaft befindet. Er liegt direkt an einer riesigen Palmenoase. Wir sind froh, dass wir noch einen Platz bekommen, denn durch eine geführte Wohnmobiltour, ist der halbe Campingplatz ausgebucht. Wir zahlen für eine Nacht mit Strom, Duschen und Toiletten 8,50 Euro.

Fahrradtour durch die Palmenoase

Am nächsten Tag schwingen wir uns auf die Räder und wollen die Umgebung etwas besser kennenlernen. Wir fahren kreuz und quer durch die Palmenoase und verirren uns fast. Die Oase ist ein richtiges kleines Labyrinth. Wir finden viele schmale Wege und Stege durch den riesigen Palmenwald und zwischendurch gibt es immer wieder kleine Flussläufe und Kanäle. Mit Spannung erkunden wir das Gebiet und schauen uns auch das Bewässerungsystem in der Oase genauer an. Danach fahren wir etwas in Richtung Atlasgebirge. Vor uns sehen wir die roten Berge, die total interessant aussehen, irgendwie magisch. Wir stellen die Räder ab und laufen noch ein Stück zu Fuß. Wir kommen an ein ausgetrocknetes Flussbett und finden viele schöne Steine und Fossilien. Am Ende unserer Tour fahren wir nochmal in den Ort und suchen ein Restaurant, welches geöffnet hat. Es ist ja noch Ramadan und somit schwierig etwas zu finden. Aber ein Kebab-Restaurant hat geöffnet und wir bekommen etwas zu essen.

In der Palmenoase

Frisörbesuch in Marokko

Während unserer Suche nach einem Restaurant, kommen wir an einem Frisörgeschäft vorbei und da Stefan eigentlich dringend mal wieder einen Haarschnitt benötigt, entscheiden wir uns, dort seine Haare schneiden zu lassen. Die Kommunikation ist etwas schwierig und jungen Männer im Geschäft sprechen nur schlecht Englisch. Stefan zeigt seinem Frisör, dass er seine Haare so wie er haben möchte. Da musste ich eingreifen! Der Frisör hat auch sofort meine Unzufriedenheit durch meinen Blick bemerkt und die Schere gestoppt und gelacht. Ich zeigte mal lieber ein älteres Foto von Stefan, um so zu erklären wie er sonst aussieht. Die Frisur des Frisöres war eindeutig zu kurz. Eine Schere wäre da wahrscheinlich auch nicht notwendig gewesen, eher ein Rasierer…. Der junge Mann hat seine Arbeit gut gemacht und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Er berät sich kurz mit seinem Kollegen über den Preis und verlangt am Ende 3,- Euro für den Haarschnitt. Wir können es fast nicht glauben, denn er hatte wenigstens eine halbe Stunde Arbeit. Wir bedanken uns und geben ein großzügiges Trinkgeld.

In der Oastenstadt Tata waren wir vier Tage. Im Ort selbst gab es viele kleine Geschäfte und Märkte. In der Nähe unserer Campingplatzes befand sich der alte Ortskern, direkt an der Palmenoase. Die Oase und die Umgebung von Tata ist sehr schön und wir waren mehrmals mit den Rädern unterwegs. Mittlerweile sind ist es auch richtig warm. Tagsüber betragen die Temperaturen um die 30° Celsius. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, aber nun wollen wir wieder ans Meer.

Es geht zurück ans Meer

Und wieder fahren wir durch atemberaubende Landschaften. Das Fahren auf der N 17 im Süden Marokkos macht uns so richtig viel Spaß. Wir sind sehr froh, dass wir uns doch noch dazu entschieden, diese Straße zu fahren, denn ursprünglich wollten wir nach der Wüste wieder Richtung Norden fahren.

Wunderschöne Landschaften

Agadir

Wieder zurück am Meer, besuchen wir die Stadt Agadir. Leider gibt es in der Stadt oder am Stadtrand keinen Campingplatz oder Stellplatz. Da wir aber trotzdem im Ort übernachten möchten, suchen wir uns einen Parkplatz aus, auf dem wir zwei Nächte bleiben können.

Agadir ist heute eine sehr moderne Hafenstadt, die leider 1960 bei einem Erdbeben fast vollständig zerstört wurde. Die Medina der Stadt wurde ebenfalls bei dem Erdbeben zertstört. Im Jahr 1992 wurde an einem anderen Standort eine neue Medina erbaut, Bauherr war der aus Sizilien stammende Coco Polizzi. Wir haben uns den Nachbau der Medina in Agadir angeschaut, es ist ein schönes Bauwerk. Außerdem haben wir den schönen Strand, die Souks der Stadt und den „Jardin Olhao“ besichtigt.

Neue Medina
Jardin Olhao

Taghazout

Nach zwei Tagen in Agadir fahren wir nur knapp 25 Kilometer weiter und quartieren uns wieder auf dem Campingplatz „Camping Terre d´Ocean“ in Taghazout ein. Auf dem Platz waren wir bevor es in die Wüste ging schon einmal. Diesmal bekommen wir einen wunderschönen Stellplatz mit Blick auf das Meer. Der Campingplatz ist mittlerweile total leer. Bei unserem ersten Besuch bekamen wir kaum noch einen Stellplatz. Wir können uns gut vorstellen, dass es an Ramadan liegt. Aber da es für uns keine Einschränkungen gibt, außer dass das Restaurant nachmittags ein paar Stunden geschlossen hat, freuen wir uns sogar über so viel Ruhe und jede Menge Platz. So haben wir sogar den Pool fast für uns alleine. Wir zahlen 11,50 Euro ohne Strom.

Insgesamt sieben Tage haben wir in Taghazout verbracht. An zwei Tagen wurden wir im Wohnmobil, durch einen Sturm, ziemlich heftig durchgeschüttelt, aber die restliche Zeit war es wunderschön und wir haben die traumhaften Sonnenuntergänge am Meer sehr genossen.

Wenn Du lesen möchtest, was wir bei unserem ersten Besuch in Taghazout erlebten, dann schau mal hier: Reisetagebuch #3/2025 Entlang der Atlantikküste

Mit dem Zug nach Casablanca

Es geht für uns wieder Richtung Norden, denn wir möchten Casablanca besuchen. Und wir geben zu, wir haben wirklich lange überlegt, ob wir uns Casablanca anschauen. Eigentlich sind wir keine Fans von solchen Großstädten und Casablanca ist die größte Stadt Marokkos, aber die berühmte „Hassan-II.-Moschee“ möchten wir uns wenigstens anschauen.

Wir suchen uns einen Campingplatz in der Nachbarstadt und fahren am nächsten Tag mit dem Taxi zum Bahnhof und von dort mit dem Zug in die Innenstadt von Casablanca. Für die Hinfahrt zahlen wir für Taxi und Zug insgesamt 10,- Euro für zwei Personen. Von der Rückfahrt berichten wir später.

Bahnhof Casablanca
Souks in Casablanca

Als erstes bummeln wir ein bisschen durch die Stadt. Für die „Hassan-II.-Moschee“ haben wir uns Eintrittskarten für 14 Uhr gebucht und somit haben wir noch etwas Zeit. Wir schauen uns die Medina an, schlendern durch die engen Gassen und besichtigen die „Sacred Heart Cathedral“, eine katholische Kirche in Casablanca.

Sacred Heart Cathedral

Dann laufen wir zur berühmten Moschee am Meer, die zu den größten Moscheen der Welt gehört. Und schon von außen sieht das Bauwerk grandios aus. Wir knipsen wieder einmal unzählige Fotos und besuchen zunächst das angrenzende Museum. Hier erfahren wir einiges über die Bauweise der Moschee.

Hassan-II.-Moschee

Als es kurz vor 14 Uhr ist, gehen wir zum Treffpunkt und laufen gemeinsam mit unserer Gruppe, in die 1989 eingeweihte Moschee. Frauen sollten eigentlich ihre Haare mit einem Tuch bedecken, aber leider hält sich da kaum jemand dran. Außerdem werden alle Besucher gebeten ihre Schuhe auszuziehen. Wir haben einen deutschsprachigen Guide, der uns viel über den Glauben und die Gebete der Muslime, über den Bau der Moschee, über Ramadan und über das Leben in Marokko erzählt. Er zeigt uns auch die Waschräume im unteren Bereich der Moschee, in denen sich Männer und Frauen getrennt voneinander waschen, bevor sie hoch zum Gebet gehen.

Blick auf die Moschee
Waschraum im Keller
Innenraum der Moschee

Es war ein schöner Rundgang und wir sind froh, dass wir uns doch dafür entschieden haben, Casablanca und die Moschee zu besichtigen.

Rückfahrt von Casablanca

Und nun zur Rückfahrt. Zuerst ging es wieder ganz entspannt mit dem Zug zum Hauptbahnhof des Nachbarortes, wo sich unser Campingplatz befindet. Vom Bahnhof bis zu unserem Platz sind es aber noch zirka acht Kilometer, die wir am Morgen mit dem Taxi zurückgelegt haben. Das wollten wir nun wieder so machen. An der Straße hält ein blaues Taxi, ein junger Mann ist der Fahrer. Er wird Anfang 20 sein. Wir sagen ihm, wo wir hin möchten. Er überlegt kurz, willigt dann aber ein, uns dort hin zu bringen. Und dann begann die „Wilde Fahrt“! Er fährt mit 90 km/h durch die Stadt, überholt andere Autos als wenn er vor einer Meute Geparden flüchtet. Links, rechts und immer schneller. Er eröffnet eine dritte Spur, wo es eigentlich nur zwei gibt. Ich möchte mich hinten anschnallen. Wieder funktioniert der Gurt nicht, wie in allen Taxis, in denen wir mitfahren. Dann bleibt mir nur noch zu beten. Dem Fahrer gefällt anscheinend mein Gesichtsausdruck und er gibt weiter Gas. Und plötzlich hält er an. Er gibt uns zu verstehen, dass er nur bis hier zum Stadtrand fahren darf. Ich denke: „Gott sei Dank“, ich laufe gern die restlichen drei Kilometer! Hauptsache raus aus diesem Auto! Der junge Mann gibt uns zu verstehen, dass er uns gerne bis zum Campingplatz fahren möchte. Na gut. Dann halten wir die restlichen Kilometer auch noch aus. Er steigt kurz aus, nimmt sein Taxischild vom Wagen, wirft es in den Kofferraum, lächelt uns an und weiter geht die Fahrt. Aber nun fährt er uns sozusagen „privat“ durch die Gegend. Na prima… Und ich bin mir nicht sicher, ob wir vielleicht doch lieber laufen hätten sollen… Wir kommen an einem Kreisverkehr vorbei, an dem die Polizei steht und Autos kontrolliert. An dieser Stelle schnallt sich nun auch der Taxifahrer mal an und er fährt endlich langsam. Na wunderbar. Noch ein paar hundert Meter und wir haben unser Ziel unfallfrei erreicht. Jetzt geht es ans Bezahlen. Am Morgen bezahlten wir für das Taxi, für die gleiche Strecke, 6,- Euro. Wir halten ihm nun schon 10,- Euro hin und denken, damit ist es erledigt. Er reißt uns die 10,-Euro aus der Hand und zeigt, dass er die anderen 10,- Euro, die Stefan noch in der Hand hält, auch haben möchte. 20,- Euro für diese „Wahnsinns Fahrt“! Er meint: Es war gefährlich! Ach?! Das fanden wir auch! Er meinte allerdings, es sei gefährlich wegen der Polizei und seiner „Privatfahrt“ gewesen. Wir geben die 20,- Euro damit wir Ruhe haben und endlich aus diesem Auto herauskommen. Bei der nächsten Taxifahrt werden wir genau überlegen, in welches wir einsteigen!

Fes – Die Perle von Marokko

Für uns geht es weiter in die letzte Stadt, die wir vor unserer Abreise aus Marokko unbedingt noch besuchen möchten. Das gute kommt ja bekanntlich zum Schluss… Wir fahren nach Fes und für uns ist es die Perle von Marokko!

Wir suchen uns einen Campingplatz am Stadtrand und fahren mit den Rädern in die Altstadt. Mittlerweile sind auch die 28 Tage Ramadan vorbei und hier in der Stadt wird überall das Zuckerfest gefeiert. Und das wird ordentlich gefeiert. Überall in der Stadt sehen wir fröhliche, feiernde Menschen. Es spielt laute Musik und die Kinder fahren mit kleinen Kinderautos durch die Parkanlagen. Drei Tage lang wird das Zuckerfest gefeiert. Das merkt man auch an einigen Geldautomaten in der Stadt. Wir haben an insgesamt drei Automaten versucht etwas Geld abzuheben und bekamen nichts. Auch bei Anderen beobachten wir, dass die Bankautomaten kein Geld ausspucken. Wahrscheinlich sind sie wirklich leer, weil vorher zu viel Geld für das Fest abehoben wurde… Gut, dass wir noch ein paar Euros dabei haben, die wir in einem Geschäft wechseln können.

Zuckerfest in Fes
Medina von Fes

Jetzt geht es aber in die Medina von Fes. Die schönen Gassen mit den vielen Geschäften, Restaurants und Cafes gefallen uns sehr. Wir laufen durch die bunte „Künstlergasse“, die wir wunderschön finden. Es gibt so viele kleine Wege in der Medina, dass wir uns regelrecht verlaufen. Wir fühlen uns ein bisschen wie in einem Labyrinth und sind froh, dass wir mit Hilfe von Google Maps eine der berühmten Gerbereien von Fes finden. Durch ein Ledergeschäft geht es für uns viele Stufen nach oben bis zur Dachterasse. Auch in diesem Gebäude fühlen wir uns wie in einem Labyrinth. Es gab so viele verwinkelte Räume und Treppen, aber wir werden oben mit einem spektakulären Blick über der Medina und vorallem über Farbfässer der Gerberei belohnt. Grandios!

Künstlergasse
Gerberei
Brücke in Fes

Nach der Besichtigung der Altstadt fahren wir mit den Rädern an einen Aussichtspunkt zur südlichen Burganlage. Von hier aus haben wir einen spektakulären Ausblick über die Stadt. Spektakulär war auch Stefans Sturz mit dem Fahrrad, den er auf der Straße kurz vor der Burganlage hinlegt. Stefan verletzt sich dabei am Arm und das Fahrrad ist so sehr kaputt, dass wir die elf Kilometer zurück zum Campingplatz laufen müssen. Trotzdem sind wir froh, dass nicht mehr passiert ist.

Fes hat so sehr gut gefallen, dass wir bestimmt noch einmal zurückkehren werden. Nun geht es aber so langsam wieder zurück in Richtung Europa. Wir verlassen Marokko nach 61 Tagen und ein bisschen Wehmut ist schon dabei. Die Reise durch Marokko war eine ganz neue Erfahrung für uns. Die Menschen waren unglaublich herzlich, freundlich und liebenswert. Manchmal nervten sie uns auch, vorallem die vielen Händler in den Souks, die einen etwas verkaufen möchten und kaum in Ruhe ließen. Aber auch das war eine Erfahrung wert.

Wir haben uns sehr wohl in Marokko gefühlt und besuchen das einzigartige Land in Afrika bestimmt noch einmal!

Herzliche Grüße Stefan & Silvia

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