Reisetagebuch #5/2025 Jetzt gehts in die Wüste

Reisetage 47 – 59 (04.03.25 – 16.03.25)

Wir verlassen Sidi Ifni

Weiter gehts! Wir verlassen Sidi Ifni. Jetzt wollen wir endlich die großen Sandberge der Dünenlandschaft „Erg Chebbi“ sehen und fahren zuerst auf auf der N1 bis Agadir und danach auf der N10 in Richtung Ait-Ben-Haddou. Am Ortsausgang von Agadir sehen wir ein großes Fußballstadion. Hier laufen schon die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft 2030, wo Agadir auch ein Austragungsort sein wird. Auf den Nationalstraßen kommen wir gut voran und sehen von weitem links und rechts die Berge. Auf der einen Seite das Atlasgebirge und auf der anderen das Anti-Atlasgebirge. Wir fahren bis Taliouine und bleiben eine Nacht auf dem „Campingplatz Toubkal“. Von dem Platz aus haben wir einen spektakulären Blick auf das Atlasgebirge und auf Marokkos höchsten Berg, den Toubkal.

Sonnenuntergang in Taliouine

Auf dem Weg nach Ait-Ben-Haddou

Nach einer ruhigen Nacht verlassen wir Taliouine und fahren weiter Richtung „Erg Chebbi“. Unser nächstes Ziel: Ait-Ben-Haddou. Der Ort dient als Filmkulisse einiger Hollywood Filme. Hier wurden bekannte Filme wie zum Beispiel: „Gladiator“, „Sodom und Gomorrha“, „Prince of Persia“ oder „Game of Thrones“ gedreht. Bis Ait-Ben-Haddou ging es wieder durch grandiose Landschaften. Kurz vor unserem nächsten Übernachtungsplatz kommen wir an einer alten Tankstelle, irgendwo im Nirgendwo, vorbei. Wir müssen natürlich anhalten und ein paar Fotos knipsen. Es stellt sich heraus, dass dies mal ein altes Filmset war. Hier wurde der Horrorfilm „The Hills Have Eyes“ gedreht. Und so ein bisschen gruselig kommt uns der Ort auch vor.

Richtung Ait-Ben-Haddou
Altes Filmset
„The Hills Have Eyes“

Nach der Besichtigung des Filmsets ging es nach Tazentoute auf den Campingplatz „L´Escale de Ouarzazate“. Von hier bis Ait-Ben-Haddou sind es nur zirka zehn Kilometer, die wir gut mit dem Fahrrad bewältigen können. Der Campingplatz kostet uns 7,- Euro die Nacht. Es gibt wunderbare sanitäre Anlagen und ein Restaurant, welches auch während Ramadan, ein warmes Mittagessen für die Gäste serviert. Hier bleiben wir ein paar Tage.

Wir besuchen Ait-Ben-Haddou

Am nächsten Tag geht es mit den Rädern nach Ait-Ben-Haddou. Wir staunen nicht schlecht, als uns ein Reisebus nach dem anderen überholt. Gefühlt fahren mindestens 20 bis 30 Busse an uns vorbei und wir fragen uns, wieviele Menschen uns dann in dem Ort begegnen werden. Kurz vor dem Dorf biegen wir von der Straße ab, es geht einen kleinen Hügel hinauf auf eine kleine Hochebene. Von hier hat man einen grandiosen Blick auf den alten Ortskern von Ait-Ben-Haddou, der sich am Hang des gegenüberliegenden Berges befindet. Seit 1987 ist dieses Ksar (befestigtes Stammesdorf) UNESCO Weltkulturerbe und Kulisse von vielen internationalen Filmen.

Dromedare bei Ait-Ben-Haddou
Blick auf den alten Ortskern

Wir fahren weiter nach unten in den Ort und stürzen uns ins Getümmel. Ait-Ben-Haddou ist sehr touristisch, weshalb es hier auch jede Menge Händler gibt, die ihre Waren anbieten. Wir laufen bis hoch auf das Bergplateau und schauen uns den Ort und die umliegende Landschaft von oben an. Danach besichtigen wir für zwei Euro eine alte Kasbah und wir bemerken den den schlechten Zustand des Gebäudes. Ein Teil ist nach dem Erdbeben 2023 eingestürzt und die Regenfälle 2024 haben sehr zum Verfall beigetragen. Dennoch ist es sehr interessant, wie die Menschen in den mehrstöckigen Häusern lebten. Von den Dachterrassen hat man einen tollen Blick auf die umliegenden Häuser und das untere Dorf. Ein Teil des Ortes ist leider nicht zugänglich, da wahrscheinlich gerade ein neuer Film gedreht wird. Vor dem großem Haupttor stehen einige Kamerakräne und große Scheinwerfer.

Auf dem Bergplateau
Ait-Ben-Haddou
In der Kasbah

Dieser schöne Ort ist leider sehr überlaufen. Auch die vielen Händler, welche einen unentwegt ansprechen und ihre Waren verkaufen wollen, sind sehr nervig und hinterlassen einen zwiegespaltenen Eindruck. Trotzallem war der Besuch in Ait-Ben-Haddou sehenswert. Für uns geht es nach einem interessanten Tag wieder zurück zu unserem Stellplatz.

Todra – Schlucht

Nun fahren wir weiter nach Tinghir. Wir wählen einen günstigen (6,- Euro) Übernachtungsplatz, der sich im Innenhof einer Gaststätte befindet. Am gleichen Nachmittag fahren wir noch mit den Rädern die zirka zehn Kilometer zur Todra – Schlucht. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer schönen Palmenoase vorbei. Danach überqueren wir den ausgetrockneten Flusslauf und bald sehen wir auch schon die hohen Felswände der Schlucht. Das warme Abendlicht bescheint die Felswand. Wir sind wiedereinmal beeindruckt von der Schönheit der Natur. Es führt nur eine schmale betonierte Straße, neben dem fast ausgetrockneten Flussbett, durch diese Schlucht. Autos, welche durchfahren möchten, hupen am Schluchteingang mehrmals, um auf sich aufmerksam zu machen. An den Felswänden trainieren einige Sportler ihre Kletterkünste. Diese Schlucht zieht natürlich nicht nur Touristen an, sondern auch wieder die Menschen, die allerlei Dinge verkaufen möchten. So reiht sich an der einspurigen Straße, auch ein Händler an den nächsten und jeder möchte die Aufmerksamkeit der Touristen auf seine Waren ziehen.

Schmale Straße durch die Schlucht
Todraschlucht

Als wir die Schlucht am anderen Ende verlassen, sehen wir einige Wohnmobile, welche hier einen tollen Übernachtungsplatz gefunden haben. Wir finden eine Treppe, die zu einem Wanderweg führt, setzen uns auf einen Stein und trinken unser mitgebrachtes Bier. Währendessen beobachten wir das ganze Treiben der Umgebung. Wir sehen Wohnmobilreisende, die mit marrokanischen Kindern Fußball spielen, schauen den Kletterern zu, die zum Glück gesichert sind und sehen einen selbstausgebauten Schulbus, welcher nur mit viel Mühe von dem Stellplatz ausparkt, um dann mit einem lautem Hupen durch die Schlucht zu verschwinden. Wir sehen aber auch eine bettelnde Mutter mit ihren zwei Kindern, welche verzweifelt versucht einige Münzen zu sammeln. Auf der anderen Straßenseite feiern einige Jugendliche, die bei rhythmischer Musik an einer provisorischen Bar sitzen. Ein toller Platz und irgendwie auch magisch.

Am Ausgang der Schlucht

Auf der Fahrt zurück zu unserem Übernachtungsplatz, kommen wir wieder an einem Fußballspiel vorbei. Wir schauen uns kurz das Spiel an und werden auch hier von einigen Kindern nach ein paar Münzen gefragt, die uns dafür ihren selbstgebastelten Grasschmuck verkaufen möchten. Als wir wieder am Stellplatz sind, lesen wir die Rezensionen über diesen Platz und sind gespannt, was uns am nächsten Tag erwartet. Einige schrieben von zwei jugendlichen Familienmitgliedern, welche nach Drogen und Geld fragen würden und das einige Camper darüber sehr verärgert waren.

Am nächsten Tag möchten wir früh los, da es uns nach Erg Chebbi zieht. Leider kommen wir nicht aus dem Gelände heraus, weil das Tor noch geschlossen ist. Wir warten auf die Bewohnerin, welche als erstes wach ist. Eine junge Frau kommt aus dem Haus. Stefan gibt ihr 100 MAD (zirka zehn Euro) um die Übernachtung zu bezahlen. Sie nimmt das Geld an sich, verschwindet wieder im Haus und lässt uns auf dem Hof stehen. Kurze Zeit später kommt die Hausherrin, die sich als „Mama“ vorstellt. Sie gibt Stefan zu verstehen, dass die junge Frau, welche das Geld genommen hat, „nicht ganz richtig im Kopf sei“. Kurze Zeit später gab es ein großes Geschrei auf dem Platz und „Mama“ klärt die Situation. Sie gibt uns das Wechselgeld zurück und öffnet das Tor. Wahnsinn, was da los war…. Wir verstehen nun auch die anderen Bewertungen der Camper. Endlich sind wir frei und nun geht es aber ab in die Wüste.

Mama klärt die Situation

Erg Chebbi

Erg Chebbi – eine große Dünenlandschaft im Südwesten Marokkos. Wir freuen uns auf den großen Sandkasten und suchen uns einen Campingplatz in Hassilabied aus. Auf dem Weg zur Dünenlandschaft sehen wir ein paar Kamele und von weitem sind auch schon die riesengroßen goldroten Sandberge zu sehen. Unser Stellplatz befindet sich hinter einem Hotel, welches im Kasbah-Stil gebaut wurde. Direkt vor dem Gebäude stehen ein paar Dromedare, die für eine Wüstentour ausgeliehen werden können. Im hinteren Bereich des Grundstücks suchen wir uns einen Platz unter einem großen Baum aus und schauen direkt auf die großen Dünen vom Erg Chebbi. Der Platz kostet uns mit allem 8,- Euro die Nacht und wir dürfen sogar den Hotelpool mit nutzen. Sofort fühlen wir uns wohl und entscheiden uns ein paar Tage hier zu bleiben.

Unser Stellplatz
Hotel mit Pool
Dromedar vor dem Eingang
Sonnenaufgang am Erg Chebbi

Gleich am ersten Abend laufen wir ein Stück in die Dünenlandschaft und bewandern einen der großen Sandberge. Wir genießen einen wirklich atemberaubenden Sonnenuntergang und können uns gerade nichts schöneres Vorstellen als hier oben auf der Düne zu sitzen und den Abend ausklingen zu lassen. Auf dem Rückweg kommen wir noch an einem kleinen Restaurant vorbei, welches sich am Rand der Dünenlandschaft befindet. Hier gibt es für uns noch ein leckeres Abendessen mit Blick auf die Sandberge. Wahnsinnig toll!

Abendessen in den Dünen
Sonnenuntergang

Am nächsten Morgen werden wir von einem üblen Sandsturm am Erg Chebbi begrüßt. Der Sand wird von einer Seite zur anderen geweht und man hat das Gefühl man steht im Nebel. Überall peitscht der Wind den Sand hin. Der Himmel ist nicht mehr so schön blau, sondern nun eher grau/beige. Wir wagen uns trotzdem zu einem Spaziergang in die Dünen und hüllen uns mal lieber, in die in Ait-Ben-Haddou gekauften Turbane, um uns vor dem Sand zu schützen. Der Sturm ist ganz schön heftig und es ist schwierig dagegen anzulaufen. Die Sonnenstrahlen versuchen sich durch den Sandnebel zu kämpfen und verschaffen uns mal eine ganz neue Atmosphäre. Der Sandsturm dauerte knapp zwei Tage an und war ein besonderes Erlebnis.

Sonnenuntergang während des Sandsturms

Die nächsten Tage erfreut uns der Wettergott mit schönstem Sonnenschein und blauen Himmel. Wir erholen uns am Pool, spazieren durch die Dünen und schauen uns den Ort an. Täglich stapfen die Kamele an uns vorbei und bringen Touristen auf die Sandberge. Manche fahren mit Quads in die Dünen, andere sogar mit Autos. Aber alles hält sich in Grenzen, so dass wir die Ruhe und das Wüstenfeeling gut genießen können. Die meisten Menschen sind abends am Erg Chebbi unterwegs, um die schönen Sonnenuntergänge zu sehen.

Dünenlandschaft
Karawane

Den letzten Abend in Hassilabied verbringen wir am Lagerfeuer in den Dünen. Dafür wurde uns sogar etwas Palmenholz von den Hotelmitarbeitern gebracht. Am Himmel leuchtet Mond. Es ist gerade Vollmond und dieser rundet den Abend am Feuer perfekt ab.

Dromedare oder Kamele?

Da wir öfter gefragt wurden, ob das in Marokko nun Kamele oder Dromedare sind, schreiben wir hier mal eine Erklärung, wie wir es verstanden haben:

Beide Tiere gehören zur Gruppe Altweltkamele:

  • Einhöckriges Kamel = Dromedare – leben hauptsächlich in Nordafrika und Arabien
  • Zweihöckrige Kamele = Trampeltier – leben hauptsächlich in Asien

Also, alles irgendwie Kamele..🤪Wir lassen uns aber gerne berichtigen, falls es jemand anders erklären kann.

Wir verbrachten in Hassilabied insgesamt sieben Tage und es hätten noch mehr sein können. So ein wunderbarer Ort. Wir haben uns so sehr wohl gefühlt. Die Ruhe in den Sanddünen, die fantastischen Sonnenaufgänge und die grandiosen Sonnenuntergänge werden wir sicher vermissen. Aber wir wollen noch mehr sehen und deshalb geht es für uns weiter auf der Wüstenstraße. Wir wollen nach Tata und danach zurück ans Meer. Uns zieht es wieder in Richtung Agadir. Und mal schauen, was uns sonst noch so erwartet.

Herzliche Grüße Stefan & Silvia

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